k r i t i k e n   . .   k o n z e r t

 

 

Solo -Lied CD Grenzen der Menschheit 2013:

Fono- Forum:
5 von 5 Sternen / CD des Monats:

Nun ist die neue CD des 1962 in Augsburg geborenen Sängers erschienen. Sie enthält nicht nur Lieder von Schumann und Schubert, sondern vor allem Liedgesang auf allerhöchstem Niveau. Eine Tugend von Kränzle fällt dabei besonders ins Auge: Lauscht man seinem Vortrag, hat man weniger den Eindruck, dass es sich um „Kunstgesang“ handelt, sondern vielmehr um eine völlig natürliche Ausdrucksform. Sängerische Eloquenz ist das besondere Merkmal dieser CD. Mit natürlicher Phrasierung und plastischer Diktion sichert sich Kränzle nicht nur eine vorbildliche Textverständlichkeit, sondern wird zu einem suggestiven Geschichtenerzähler mit den Mitteln des Gesangs. Klug setzt er die breite Palette seiner Stimmfarben ein, um den Grundstimmungen der Gedichte nachzuspüren und die Aufmerksamkeit des Hörers zu fesseln. In Hilko Dumno hat er einen ebenbürdigen Klavierpartner.
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Klassik.com:
5 von 5 Sternen/ Leidenschaftlich nah am Wort. 
 Der Bariton Johannes Martin Kränzle legt ein fantastisches Konzeptalbum mit Schubert- und Schumann-Liedern vor. Als Ausdruckssänger bezeichnet man einen Interpreten, der nicht in erster Linie versucht, Text und Musik zu befolgen und zu erfüllen, sondern vor allem den Kern der Arie, des Lieds, des Werkes so dringlich wie eben möglich offen zu legen. In den letzten Jahrzehnten ist dieser Ausdruck allerdings ein wenig zur Titulierung von Sängern und Sängerinnen herabgekommen, denen gar nichts übrigbleibt, als ihre Persönlichkeit voll in die Waagschale zu werfen, weil sie ihrer Aufgabe musikalisch nicht gewachsen sind. Johannes Martin Kränzle ist hingegen ein ‚echter‘ Ausdruckssänger. Er hat zwanzig Jahre lang eine eher stille Karriere gemacht und sich eine hervorragende Gesangstechnik und ein großes Repertoire erarbeitet. Seit einigen Jahren häufen sich nun die Erfolge an vielen großen Häusern der Welt, vor allem mit seinen Paraderollen Beckmesser und Alberich. Mit ‚Grenzen der Menschheit‘ legt Kränzle nun seine zweite Solo-CD vor, die Goethe- und Schiller-Vertonungen von Schubert und Schumann gewidmet ist. Obwohl einige aufgenommene Stücke, gerade des jungen Franz Schubert, bestimmt nicht zu den Glanzlichtern des Genres zählen, ist es ein großartiges Album geworden. Das liegt natürlich auch am fantastischen Verständnis von Johannes Martin Kränzle und seinem Klavierbegleiter Hilko Dumno. Es ist deutlich zu hören, wie intensiv der Dialog gewesen sein muss, der der Aufnahme vorausging. Dumno weiß genau, wann er kräftiger zulangen kann und muss, wann er den Sänger stützen muss, wann er ihm den Vortritt zu lassen hat. Vor allem lebt ‚Grenzen der Menschheit‘ von Kränzles unbändiger Lust am musikalischen Erzählen und Gestalten. Wenn er stimmlich etwa die Raubtiermenagerie in Schumanns 'Handschuh'-Vertonung malt, hört man ihm den Spaß förmlich an. Schuberts 17-minütige Jugendsünde 'Die Bürgschaft' füllt der Bariton nicht nur mit ausgefeilter, hier und da durchaus exaltierter Phrasierung, sondern mit einer Leidenschaft, die aber stets souverän jenes Maß an erzählerischer Distanz bewahrt, ohne die sich ein Sänger leicht lächerlich machen kann. Kränzles stimmliche – nie künstlich auf ‚Liedersängermaß‘ heruntergeschraubte – Mittel erstaunen: die dynamische Spannbreite; die gewaltige, sehr freie und expansionsfähige Höhe; das weniger üppige, aber souverän beherrschte, immer klangschöne tiefe Register; die farbenreiche, urgesunde Mittellage. Dazu artikuliert er weich, deutlich und vor allem unaffektiert.
Ein Höhepunkt der CD ist gleich die erste Gruppe mit Schumanns 'Wilhelm Meister'-Vertonungen. In der einleitenden 'Ballade des Harfners' wird das Fundament gelegt. Bei Goethe, Schumann, Kränzle und Dumno geht es hier um die Lust am Singen genauso wie um das Geheimnis des Gesangs an sich. Eine scheinbar banale Phrase wie ‚Wer sich der Einsamkeit ergibt, Ach! Der ist bald allein‘ brennt sich ein, setzt, so interpretiert, zwangsläufig Denkprozesse in Gang. Zweiter Höhepunkt ist die Gegenüberstellung von Schuberts Goethe-Liedern 'Prometheus' und 'Grenzen der Menschheit', in denen die identische Thematik gleichsam aus unterschiedlichen Positionen verhandelt wird. Kränzle vermittelt die Inhalte klar, relevant und klangschön und schöpft, besonders im 'Prometheus', die dramatischen Möglichkeiten voll aus, ohne die poetischen Elemente zu erdrücken. Schumanns 'Nachtlied' beendet die CD – eine nachdenkliche Fußnote, aber mit jener Gelassenheit vorgetragen, die die Ambivalenz von Schlaf und Tod, die hier so knapp wie poetisch gestaltet ist, quasi von selber entstehen lässt. Klangqualität und Booklet sind – wie fast immer bei Challenge Classics – vom allerfeinsten.

 

Klassik Heute:
(Bewertung 10 von 10)
Wer sich beim Liedgesang Gezärtel und Gesäusel wünscht, ist bei Johannes Martin Kränzle an der falschen Adresse. Mit seinem metallischen, kerngesunden Bassbariton tritt uns der Sänger wie ein Barde der Vorzeit entgegen, stürmisch, gleichsam mit der Harfe in der Hand und mit wehendem Mantel. Wenn Kränzle Balladen wie Die Bürgschaft (Schubert) oder Der Handschuh vorträgt, dann sprühen die Funken, da blitzt – obwohl man es nicht sehen kann – das Auge. Wahrhaftig ein geborener Balladensänger, klar und deutlich im Wort, feuerlebendig im Vortrag. Schuberts Frühwerk Die Bürgschaft wird von Sängern meistens gemieden: zu lang, zu umständlich, zu anstrengend. Das Duo Kränzle/Dumno macht daraus ein fesselndes Drama voll unerhörter Vorgänge. Schumanns Der Handschuh gilt allgemein – und nicht zu Unrecht – als schwache Komposition, die zum Furor, der Glut des Schillergedichts niemals vordringt. Kränzle gelingt hier so etwas wie eine Korrektur, er verleiht der Schauerballade die Spannung und Dramatik, die der Musik fehlt. Und alles, ohne jemals in übertriebene Theatralik zu verfallen.
Kränzle ist ein bekannter und geschätzter Opernsänger, mehr als hundert Partien umfasst sein Repertoire. Er hat sich auch durch großartige Gestaltungen im Wagner-Fach (Beckmesser, Alberich) ausgezeichnet. Die Ausdrucks- und Gestaltungskraft des Bühnenkünstler ist in seinen Lied- und Balladenvortrag tief eingedrungen. Wenn er Schuberts Gruppe aus dem Tartarus singt, dann bekommt das „Weinen" des Baches einen Schmerzenston, und das „qualerpreßte Ach" wird zum Entsetzensschrei.
Es gibt aber auch eine andere Seite des Künstlers, eine weiche, lyrische, die sich in Schuberts Der Fischer, Der König in Thule, in der tiefsinnigen Schöpfung Grenzen der Menschheit, in Schumanns Nachtlied vernehmen lässt. Ebenso in Hektors Abschied (Schubert), wobei der Sänger von Theresa Kronthaler mit auffallend gut assistiert wird. Mehr als zwei Oktaven sind es, die Kränzle in diesem Musikprogramm durchmißt. Der Sänger hat aber weder mit Tiefe, Mittellage oder Höhe Probleme. Und sein hohes G strahlt wie der Goldknauf am Kirchenturm im Sonnenlicht.
Vierzehn Nummern verzeichnet das Titelverzeichnis, es enthält aber um eine mehr: Der Sänger (Schumann), wurde anscheinend erst später eingefügt. Angenehm die handliche Verpackung der CD, die sich wie ein Büchlein öffnen läßt. Grenzen der Menschheit ist der Titel der neuen Aufnahme von Johannes Martin Kränzle und seinem aufmerksamen und feinsinnigen Begleiter Hilko Dumno. Vorhergegangen ist eine Balladenplatte mit dem Titel Die Mitternacht zog näher schon. Weitere Exemplare mögen folgen.

 

Faust-Kultur.de (Hans-Klaus Jungheinrich):
Großes Erzählen Das „Album“ als gängiges Format der Popmusik dehnt sich ungut auch auf die Klassik-Wahrnehmung aus. Als eine probate Künstler-Visitenkarte mag es indes auch hier ein Körnchen an Legitimität haben. Ein „Album“ des Baritons Johannes Martin Kränzle (seine besondere Heimat sind die Opernbühnen) mit ausgewählten Klavierliedern von Schubert und Schumann ist freilich noch einmal eine andere Sache: kein unverbindliches Querbeet durch ein mehr oder weniger breites Könnens-Spektrum, sondern Konzentration. Diese engt sich weiter zwiefach ein: Indem aus den Oeuvres der beiden romantischen Liedmeister nur das berücksichtigt wird, was auf Texte der Dichter-Dioskuren Goethe und Schiller basiert. Und überdies liegt der Schwerpunkt auf „Balladen“, also erzählerischen Einheiten oder Mini-Dramen. Dieses Prinzip erfährt hier und da aber auch Brechungen, so, wenn am Schluss das „Nachtlied“ erklingt, die Schumann-Vertonung des Goethe’schen „Über allen Gipfeln ist Ruh’“; man könnte darüber nachsinnen, warum sie relativ wenig bekannt ist – vielleicht, weil hier ausnahmsweise eine Dichtung gelungen ist, die durch Musikalisierung nichts Wesentliches hinzugewinnt, nur so etwas wie eine respektvolle, diskrete, melodisch fast unscheinbare Umhüllung erfährt. Es ist, als ob die Verse für einmal eine affektive Zone erreichten, für die eigentlich nur Musik zuständig sei, so dass hier beide Medien gleichsam dasselbe vermitteln, die entgrenzten Worte und die ihnen behilfliche Musik. Eine schöne Finalpointe des Sängers, der sich hier ganz zurücknimmt und damit das Naturerlebnis zu einem inneren Monolog geraten lässt. Das liednotorische Lob der lyrischen Innerlichkeit bleibt aber Ausnahme; Johannes Martin Kränzles Anthologie ist im wesentlichen von erzählerischen, dramatisch-novellistischen Inhalten bestimmt. Zu den Herzstücken gehören die hintergründig-balladesken Gesänge aus Goethes „Wilhelm Meister“ sowie die „Bürgschaft“ und der „Handschuh“ von Schiller – das Hohelied der Freundschaft, die schließlich gar in einen utopischen Dreierbund unter Einschluss des „Tyrannen“ mündet, nimmt rund ein Viertel der Spieldauer des gesamten Recitals (mehr als 17 Minuten) ein. Kränzles Vortragskunst besteht darin, den großen Zug dieses tönenden „road movie“ trotz aller Binnen-Gefühlsschwankungen nicht zu vernachlässigen. Mit dem umweglosen erzählerischen Schwung ist er immer ganz sicher bei seiner Sache. Man folgt ihm auch gerne bei längeren Strecken, in denen er einfach drauflos schmettert, die schattenlose Grandeur einer technisch mühelos handhabbaren Stimme vorzeigt.
Mit bloßer Nettigkeit oder juveniler Naivität ist es aber nicht getan. Zweifellos denkt man bei Kränzle mehr an Hermann Prey als an Dietrich Fischer-Dieskau oder gar an den exzentrischen, exaltierten Lied-Leser Matthias Goerne. Doch beschränkt auch er sich keineswegs auf das gemütliche Terrain des Carl Loewe’schen Balladenkosmos’. Von eminenter Gewitztheit zeugt zum Beispiel, dass er das Goethegedicht „Grenzen der Menschheit“ (es gab der CD auch ihren prägnanten Titel) unmittelbar dem „Prometheus“ folgen lässt. Beide Schubert-Kompositionen zeichnen empathisch etwas nach, was Ausfluss einer Entwicklung Goethes hätte sein können – die Wandlung des selbstbewusst auftrumpfenden Gottesanklägers (1770er Jahre) zum demütigen, seiner Begrenztheit inne gewordenen alternden Theisten (1813) – was aber in Wirklichkeit eher der immer gleichzeitigen Komplementarität einer komplexen Welt- und Lebensauffassung entsprang. Kränzle vereinheitlicht auch diese kontroversen Stücke jeweils ins „Heroische“ oder „Verinnerlichte“, lotet aber auch ihren Nuancenreichtum mit Intelligenz und Sensibilität aus. Hilko Dumno ist am Klavier immer ein zuverlässiger, um bedeutende eigene Impulse nicht verlegener Partner. Dass die ursprünglichen Schubertiaden den Liedersänger keineswegs nur als einsames Ich exponierten, beweist die Schillervertonung „Hektors Abschied“, ein schmerzlicher Dialog des trojanischen Recken mit seiner Frau Andromache – lohnende Aufgabe für die Mezzosopranistin Theresa Kronthaler, ihr ausgeglichenes Material zu zeigen. Johannes Martin Kränzles Vortrag, bei dem das Attribut „Natürlichkeit“ nicht zu vermeiden ist, kann es auch jenen Hörern leicht machen, die mit posenhafteren klassischen „Krawattlsängern“ ihre Schwierigkeiten haben. Es sei denn, sie wären, ausschließlich mit quasi musikfreien Rapper-Erzählweisen sozialisiert, vollkommen kunstresistent.

 

Kulturradio RBB:
(Kulturradio-Bewertung 4 von 5)
Johannes Martin Kränzle ist ein ausgesprochener Opernsänger, er hat sogar schon Opern komponiert, eine wurde an der Neuköllner Oper uraufgeführt. Berliner Musikfreunde kennen ihn aber eher aus der Staatsoper, wo er in Guy Cassiers verunglücktem „Ring des Nibelungen“ den Alberich sang, so charakteristisch und zugleich so kantabel, dass er einer der wenigen Lichtblicke dieser Produktion war. So ist man bei aller Vorsicht gespannt auf eine anspruchsvolle Auswahl von Goethe- und Schiller-Liedern von Franz Schubert und Robert Schumann. Solche Programme sind nicht selten, aber hier wird es dennoch in einer schlüssigen Auswahl präsentiert, die auf die Bedingungen von Kränzles großer Stimme und bühnendimensionierter Ausdruckskraft abgestimmt ist. Kränzle singt vor allem Balladen, ganz schlichte wie Schuberts „Fischer“ oder „König in Thule“, aber auch gewaltige wie Schuberts „Prometheus“ oder gar dessen 17 Minuten dauernde „Bürgschaft“. Es geht ihm da weniger um Feinheiten der Sprache oder der Phrasierung als um den tragenden Affekt der gerade handelnden Person. Sein Begleiter Hilko Dumno ist ihm dabei ein ebenfalls in großen Linien und Kontrasten denkender, Umschwünge sensibel dosierender Partner. Das macht großen Effekt, hat musikalischen Schwung und mitreißende Kraft ... Dennoch gibt es auch wunderbar intime Momente wie in den „Gesängen des Harfners“ von Schumann: Hier geht Kränzles szenisches Singen über den Vortrag edler Goethe-Verse hinaus und entdeckt eine expressive Wahrhaftigkeit, die unmittelbar berührt.

Opernglas:
Es sind vor allem deklamatorische Lieder nach Texten von Goethe und Schiller, die Johannes Martin Kränzle und der Pianist Hilko Dumno für diese CD ausgewählt haben. Scharfe Charakterisierung und eine ausgefeilte Wortgestaltung sind bei diesen Liedern wichtiger als balsamischer Wohllaut - Qualitäten also, mit denen Kränzle auch auf der Opernbühne zu reüssieren versteht. Schier unbegrenzt scheint sein Spektrum an Stimmfarben und seine dynamische Bandbreite, und auch seine Diktion ist stets plastisch und ausdrucksstark.
Doch auch rein stimmlich hat der Bariton eine Menge zu bieten: eine bruchlos von Bassestiefen bis in tenorale Höhen geführte Stimme, ein souveräner Umgang mit voix mixte sowie dramatische Kraftentfaltung, die auch beim Liedgesang den erfahrenen Wagnersänger durchblicken lässt. Kein Wunder, das „Die Bürgschaft“ mit raschen Stimmungsumschwüngen zum Höhepunkt des Albums wird. Aber auch des träumerische „Nachtlied“, in zartestem Piano gehalten, hinterlässt einen starken Eindruck. In Hilko Dumno findet Kränzle einen idealen Partner. Mit variablem Anschlag entlockt auch er seinem Instrument eine Vielzahl von Farben und Stimmungen und drängt sich nie unkollegial in den Vordergrund. Aufhorchen lässt schliesslich die junge Mezzosopranistin Theresa Kronthaler, die in „Hektors Abschied“ die Andromache gibt.


Stuttgarter Zeitung:
Um den Menschen in seiner ganzen Schicksalshaftigkeit und Tragik geht es in dem Recital „Grenzen der Menschheit“, das Johannes Martin Kränzle und der Piansist Hilko Dumno eingespielt haben. Gleich zu Beginn in der „Ballade des Harfners“ überrascht der Bariton durch einen herben, oft matten Ton. Schnell wird deutlich ,dass hier nicht der vokale Wohllaut im Vordergrund steht, sondern der Ausdruck des Ringens, wie er in den folgenden Schumann-Liedern, vor allem in „Wer sich der Einsamkeit ergibt“ zu erleben ist. Nackt und brüchig klingt dieser Ausnahmesänger hier. Auch in Schuberts „Der König in Thule“ behält er diesen resignativen Ton, der sich bei aller Größe und allem zupackenden Gestus ebenso in der Ballade „Die Bürgschaft“ bemerkbar macht. Hier kann Kränzle mit der Kraft seiner Stimme überzeugen, geschickt nutzt er die vokalen Mittel, um ein von Verzweiflung geprägtes Bild zu zeichnen.

Augsburger Allgemeine:
Vier absolute Größen kombiniert die jüngste CD von JohannesMartin Kränzle: die beiden klassischen Dichterfürsten Goethe und Schiller mit den beiden romantischen Lieder-Komponisten Schubert und Schumann. „Grenzen der Menschheit“ heißt die Aufnahmenach Goethes gleichnamigen Poem (Schubert)- auf diese Weise das Konzept dieser Liedersammlung umschreibend: die Vertonung von extremen, tragischen existenziellen Situationen im Gedichtwer von Goethe und Schiller. Gute Bekannte begegnen dem Hörer: etwa „Wer nie sein Brot mit Tränen aß“ und „Wer sich der Einsamkeit ergibt“, etwa „Die Bürgschaft“ und „Der König von Thule“. In erster Linie ist Johannes Martin Kränzle ein Opern-Bariton. Das kommt vor allem der großen Szene 7“Die Bürgschaft“) und dem durchkomponierten Lied zugute. Der Martin Gründler-Schülerwartet dort mit allem auf, was den Hörer begeistert: satte, kernige Tiefe, sonore Mittellage, Textverständlichkeit, markante Gestaltung. Bei der reinen Liedform steht nicht so sehr das Dramatische im Vordergrund, sondern das Schlichte, ganz besonders natürlich so im so tröstenden wie beruhigenden „Nachtlied“ (Schumann) zum CD-Finale. Hilko Dumno ist erneut Johannes Martin Kränzles plastischer Klavierbegleiter.

Kölner Stadtanzeiger:
Fesselnd an der Grenze
Seit seinem triumphalem Köln-Debüt als Beckmesser in Laufenbergs „Meistersingern“ ist der Bariton Johannes Martin Kränzle ein Liebling des Kölner Opernpublikums. Das Duo Kränzle /Dumno gestaltet eine CD mit Liedern von Schumann und Schubert nach Gedichten von Goethe und Schiller, die unter dem Titel „Grenzen der Menschheit“ erschienen ist. Der Titel bezieht sich zunächst einmal auf Schuberts Vertonung der goethe Hymne, die ebenfalls gesungen wird, darüber hinaus aber generell auf humane Grenzsituationen, in die sich etwa der Harfner in Goethes „Wilhelm Meister“, das Rollen-Ich der einschlägigen Schumann-Gesänge, gestellt sieht. Mit Schuberts „Fischer“ und „König in Thule“ finden sich auch Strophenlieder, aber diese Form steht eindeutig im Hintergrund. Es dominieren vielmehr die großen rhapsodischen Gesänge wie Schuberts „Prometheus“ oder Balladen wie „Der Handschuh“(Schumann)- sozusagen im Zentrum des Ganzen- „Die Bürgschaft“ (Schubert). Außerdem zeigt sich in der zweiten Schubert- Sektion eine Neigung zu Stoffen der Antike. Insgesamt eine vielseitig- schlüssige Kompilation mit interessanten Überkreuzbildungen- „Wanderers Nachtlied II“ erklingt nicht in der bekannten Vertonung von Schubert, sondern eben von Schumann. Dass Kränzle Opernsänger ist, merkt man vor allem den dramatisch- dialogischen Stücken an, wo es ihm gelingt, mit teils kaum merklichem Wechsel der Farbe eine fesselnde szenische Situation herzustellen. Sein Bariton ist dabei edel, flexibel, ausdrucksstark und natürlich im Fluss wie eh und je. Mehr noch als die Höhe gefällt die satte, sonore Tiefe. Und er verfügt über helle Behaglichkeit genauso sicher wie eben über schwarze Verzweiflung. So gestaltet er etwa die Chromatik an der Stelle „Denn alle Schuld rächt sich auf Erden“ in „Wer nie sein Brot mit Tränen aß“ mit schmerzhaft bohrender Intensität. Manchmal trägt der Wille zur Wahrhaftigkeit auch über die Schönheit hinweg- etwa wenn beim qualerpressten „Ach“ der „Gruppe aus dem Tartarus“ tatsächlich veristisch die Stimme versagt.
Kurzum: Eine Aufnahme, an der man sich kaum satt hören kann- wozu freilich der fabelhaft einfühlsame Pianist das Seine beiträgt.

Opus Klassiek, Niederlande:
Kränzle en Dumno kozen voor een fraai gebalanceerd programma waarvan de titel verwijst naar Schuberts gelijknamige lied uit 1821 op een tekst van Goethe, waarvan alleen al de beginregels menige liedliefhebber diep in het geheugen gegrift staan:

Wenn der uralte Heilige Vater
Mit gelassener Hand
Aus rollenden Wolken
Segnende Blitze
Über die Erde sät,
Kü β‘ ich den letzten
Saum seines Kleides,
Kindliche Schauer
Tief in der Brust.

De titel is zeker geen verwijzing met knipoog naar de vocale beperkingen van Kränzle, hoewel zijn naam wel een kleine woordspeling in die richting toelaat: het Duitse ‘Kränzle’ betekent niet alleen een kransje, maar ook fonetisch verkeerd geïnterpreteerd een kleine beperking. De afwisseling van de ‘grote vorm’ (Die Bürgschaft, Der König von Thule en Der Fischer met de (op herhaling gestoelde) strofeliederen pakt in dit recital evenwichtig uit, waarbij werd afgezien van een verschillend tempo voor ieder vers. De expressieve kracht huist daarentegen in accentuering en kleuring, waarbij puur vocale schoonheid soms doelbewust wordt achtergesteld bij het belang van de uitdrukking. Een voorbeeld: in de eerste strofe van Gruppe aus der Tartarus wordt ‘Ach!’ voorgesteld als een ware kwelling, wat een geheel andere benadering is dan in de meeste andere opnamen. Ik denk echter dat Kränzle hierover goed heeft nagedacht en dat hij de tekstdichter Schiller bovendien wel degelijk op zijn hand heeft (“qualerpreβtes Ach”, aldus Schiller). Het is duidelijk dat Kränzle en Dumno dit recital uiterst zorgvuldig hebben geprogrammeerd en spanning en ontspanning op een intelligente en effectieve manier hebben gedoseerd. Ontspanning niet in de zin van verpozing maar van kalmte ten opzichte van beweging en van dramatische opbouw ten opzichte van rustig uitgesponnen lyriek. Waarbij het een weldaad is dat er in vocaal én instrumentaal opzicht geen beperkingen zijn die van de muzikale en tekstuele kern afleiden. Dat geldt trouwens evenzeer voor de bescheiden bijdrage van de mezzo Theresa Kronthaler als Andromache in Hektors Abschied. De opnamelocatie is bekend: Challenge Classics heeft daar al menige mooie opname gemaakt. Deze nieuwe cd vormt daarop geen uitzondering. Een bijzonder geslaagd recital in een fraai opnamekader is het resultaat. Het cd-boekje in boekvorm is tot in de puntjes verzorgd. Een schoonheidsfoutje: track 5 en 6 zijn verwisseld.

Pizzicato:
Hörinteresse stellt sich ein, zumal die Konzeption der CD überaus intelligent ist. Texte, zumeist Balladen, von Goethe und Schiller, in Musik umgesetzt von Schumann und Schubert, werden abwechselnd vorgestellt. Dabei beginnt Kränzle mit den Goetheschen „Harfnerliedern“ und schliesst mit dem „Nachtlied“, der wohl schönsten Eingebung dieser Einspielung, die am verinnerlisten sind. Der Sänger schafft es bestens, ihnen eine berührende Intimität zu geben, wobei er von Hilko Dumno ausgezeichnet unterstützt wird.

WDR 3 Tonart (Anmoderation):
Jetzt hat Johannes Martin Kränzle eine CD mit Schubert und Schumann-Liedern herausgebracht und von seinen Schauspielerqualitäten kann man sich hier überzeugen. Kränzle trifft immer genau den richtigen Ton, singt ganz natürlich und schält doch jedes einzelne Wort deutlich heraus.

Fanfare (USA):
This is an interestingly programmed recital, expressively performed and presented with an informative and provocative booklet. The title translates as “The Limits of Mankind” and features songs set to highly dramatic texts by Goethe and Schiller. In an interview with the baritone included in the booklet, Kränzle indicates that the spark for the disc was Schubert’s remarkable Die Bürgschaft (“The Hostage”), a seventeen-minute song set to a poem of Schiller. This is more like a monodrama than a song, telling the story (set in ancient Syracuse) of a man sentenced to death by Dionysius but given three days to attend his sister’s wedding, if his friend will remain as a hostage in his place. If the man does not return, his friend will be killed in his stead. Despite many obstacles placed in his way, he does come back, and Dionysius is so moved by this act of bravery that he frees both. Grief, hope, anguish, and ultimately love and peace are all inherent in this song, and Kränzle brings them all to the fore appropriately. This song represents well the range of emotions and levels of intensity of the entire recital. There are some songs that are more intimate and gentle (Kränzle refers to them as “islands of repose”) sprinkled through the disc, to help avoid monotony and fatigue from too much angst.
Kränzle’s voice is darker than, say, Fischer-Dieskau, Prey, and many other baritones heard in this repertoire. It is no surprise to learn that he has sung roles like Alberich in Das Rheingold and Bolkonski in Prokofiev’s War and Peace, as well as lighter roles like Papageno. Although he produces a gentle, smooth legato when the music calls for it, the disc is perhaps more notable for dramatic expressiveness; his dark sound is very well suited to this material. He pays considerable attention to the texts, with crisp diction and imaginative inflections. Hilko Dumno is Kränzle’s regular pianist, and they have a strong partnership. Dumno’s playing is colorful and matches the singer in dramatic impact. The recorded sound is mostly well-balanced, if slightly favoring the singer, and the piano tone seems a bit thin, but this is minor. I can recommend this with enthusiasm. It is not for background listening, but is a compelling recital if you let yourself be completely engaged. These are not lyrical ballads sung smoothly, but highly dramatic songs by two geniuses of the Lieder art form, imaginatively, even grippingly, performed.

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